Was versteht man unter Panikattacken?
Autorin dieses Beitrags: © Dr. Doris Wolf, Diplom-Psychologin
Unter Panikattacken versteht man plötzlich auftretende Angstanfälle, die in der Regel nicht länger als 30 Minuten andauern. Die Betroffenen verspüren eine Reihe körperlicher Symptome, die von ihnen als lebensgefährlich empfunden werden.
Deshalb entwickeln Betroffene auch eine starke Angst vor dem Auftreten der Panikattacken und sie meiden diejenigen Orte und Situationen, in denen sie befürchten, einen Anfall bekommen zu können.
Welche Symptome verspüren Betroffene bei Panikattacken?
Panikattacken Symptome zeigen sich in 4 Bereichen:
1. Im körperlichen Bereich:
Bei vielen Betroffenen steigt der Blutdruck, sie atmen schneller. Manche Menschen bekommen weiche Knie, empfinden ein Kribbeln in den Beinen. Es verschwimmt ihnen alles vor den Augen, ihnen wird übel und schwindlig. Sie verspüren ein Zittern oder Ziehen in der Brust, einen Kloß im Hals. Durchfall und Harndrang treten häufig auf. Weitere Symptome: Herzrasen, Herzklopfen oder unregelmäßiger Herzschlag, Zittern oder Beben, Mundtrockenheit, Atemnot, Erstickungsgefühle, Enge oder Kloß im Hals, Schmerzen, Druck oder Enge in der Brust, Bauchschmerzen, Hitzewallungen oder Kälteschauer, Taubheit oder Kribbelgefühle.
2. im gefühlsmäßigen Bereich:
Unsicherheits-, Ohnmachts- und Benommenheitsgefühle, Unwirklichkeitsgefühle oder das Gefühl, nicht richtig da zu sein, Angst, die Kontrolle zu verlieren, Angst, "wahnsinnig" oder ohnmächtig zu werden; Angst, einen Herzanfall zu erleiden oder zu sterben.
3. im gedanklichen Bereich:
Betroffene können sich nicht mehr konzentrieren und grübeln darüber nach: "Es wäre schrecklich, wenn mir das ... passieren würde. Bestimmt falle ich um, bekomme eine Herzattacke, wird mir schwindelig ..."
4. im Verhaltensbereich:
Betroffene meiden bestimmte Situationen oder gehen nur noch in Begleitung dorthin. Sie verlassen bestimmte Situationen fluchtartig. Sie trinken sich Mut an oder nehmen Beruhigungsmittel.
Ursachen von Panikattacken
Hinter Panikattacken können sich unterschiedliche Ursachen verbergen:
Stresssituation
Betroffene befinden sich in einer Konfliktsituation, für die sie keine Lösung finden. Sie befinden sich aufgrund einer Trennung, Entlassung, eines Todesfalls, einer finanziellen Notlage, einer schweren chronischen Erkrankung eines Angehörigen in einer Krise.
Betroffene haben ein hyperaktives Nervensystem, d.h. eine angeborene erhöhte Angstbereitschaft. Sie reagieren auf Reize viel intensiver als andere und gewöhnen sich auch langsamer an neue Reize.
Persönlichkeitsmerkmale
Betroffene verlangen von sich, alles perfekt machen zu müssen und sie fühlen sich für alles und jeden verantwortlich. Sie können keinen Ärger ausdrücken und keine Grenzen setzen.
Körperliche Erkrankungen
wie z.B. eine Schilddrüsenfehlfunktion, Mangel an Vitamin B1, Lebererkrankungen, Störungen im Kalziumhaushalt oder eine Virusinfektion können Angstzustände auslösen. Ebenso kann niedriger Blutzucker oder niedriger Blutdruck zu körperlichen Schwindel- und Schwächeanfällen sowie Benommenheit führen, die dann möglicherweise als gefährlich bewertet werden.
Auch in Verbindung mit Hormonumstellungen in den Wechseljahren können Ängste auftreten. Deshalb ist es sinnvoll für Sie, sich von Ihrem Hausarzt bzw. einem Facharzt untersuchen zu lassen.
Medikamente
Es gibt eine Reihe von Medikamenten, die während der Einnahme oder nach dem Absetzen Ängste hervorrufen können, wie z.B. Schilddrüsenpräparate, Antidepressiva, Antihistaminika, bestimmte Erkältungsmittel, Schlaftabletten, Herz-Kreislauf-Mittel, Beruhigungsmittel und Drogen wie Kokain oder Halluzinogene können.
Psychische Erkrankungen
Angstgefühle können auch in Verbindung mit Psychosen, Depressionen und Zwangsstörungen auftreten.
Der Verlauf von Panikattacken
1. Betroffene erleben meist in einer Phase körperlicher und/oder seelischer Belastung in einer bestimmten Situation ungewohnte körperliche Zustände wie Herzstolpern, Schwindel oder Schweißausbrüche. Sie bewerten diese Symptome als lebensgefährlich und reagieren mit Panik. Meist sind es Situationen, in denen die Betroffenen scheinbar keine Kontrolle über die Situation haben, wie etwa im Kino, im Stau, beim Warten in der Schlange vor der Kasse, beim Frisör, in der Kirche, im vollen Kaufhaus, bei Veranstaltungen.
2. Die Betroffenen sind so tief verunsichert von ihren körperlichen Reaktionen, dass sie von nun an versuchen, die Panikattacke nie mehr erleben zu wollen. Sie beginnen, die Situation, von der sie glauben, dass sie den 1. Anfall ausgelöst habe, zu vermeiden. Sie stellen sich immer wieder diesen 1. Anfall vor und erzeugen allein mit ihrer Vorstellung wieder eine ähnliche Reaktion im Körper.
Die Meidung weitet sich schließlich aus. Die Angst vor der Angst entsteht. Betroffene suchen sich Hilfsmittel, um ihren Tagesablauf aufrechtzuerhalten. Sie nehmen Beruhigungstabletten, gehen nur noch in Begleitung aus dem Haus, trinken sich Mut an, lenken sich zwanghaft ab, usw. Sie flüchten aus Situationen, in denen sich ihre Symptome bemerkbar machen und ziehen sich von der Umwelt zurück.
3. Die Betroffenen beginnen zu glauben, dass sie unter einer schweren Erkrankung, einer Geisteskrankheit, einer Herzschwäche, Epilepsie oder einem Hirntumor leiden.
Behandlung und Therapie von Panikattacken
Angstkrankheiten lassen sich - je neachdem wie schwer sie sind und wie lange sie schon bestehen - sehr gut mit der kognitiven Verhaltenstherapie behandeln. Besonders die Konfrontationstherapie - die ein Bestandteil der Verhaltenstherapie ist - hat sich bei der Behandlung von Panikstörungen bewährt.
Die Behandlung einer Panikstörung setzt an zwei Bereichen an:
1. an den auslösenden Bedingungen für die erste Panikattacke
Betroffene lernen Stressbewältigungsstrategien, steigern ihre Selbstsicherheit und bauen perfektionistische Forderungen ab.
PDF Ratgeber Panikattacken von
Dr. Doris Wolf
2. am Umgang mit den Panikattacken
Die Betroffenen lernen, die Zusammenhänge zwischen ihren Angstgedanken, Angstgefühlen und körperlichen Reaktionen zu erkennen. Sie lernen, dass ihre körperlichen Reaktionen und ihre Angst von ihnen selbst durch ihre angstauslösenden Gedanken und Phantasien erzeugt werden. In 90 Prozent der Fälle kommt es niemals zu den befürchteten Reaktionen, die sie sich in ihrem Geiste ausmalen. Sie lernen zu verstehen, wie die Angst sich aufschaukelt, dass die Angst durch Meidung und Flucht verstärkt wird und sich, indem man sich ihr bewusst aussetzt, abschwächt. Sie lernen, wieder Vertrauen zu ihrem Körper zu gewinnen.
Ziel der Konfrontationstherapie ist es, Betroffene schnell von den lähmenden Symptomen ihrer Angst zu befreien. Sie werden gezielt mit ihrer Angst konfrontiert, d.h. sie müssen sich in die für sie angstauslösenden Situationen begeben, dürfen die Angstsituationen nicht meiden oder aus ihnen flüchten. Sie spüren in den Situationen ihre Angst intensiv und erleben, dass sie diese aushalten können. Der Psychotherapeut unterstützt sie dabei und erklärt ihnen, wie sie mit den auftretenden körperlichen Reaktionen und Angstgefühlen umgehen können. Atemübungen und Entspannungsverfahren sowie Selbstinstruktionen werden eingesetzt, um den Körper zu beruhigen.
Panikattacken Video
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